Deutsches Studienzentrum in Venedig

Andreas Flurschütz da Cruz

Andreas Flurschütz da Cruz

Kooperation zwischen Ungleichen: Die Republik Venedig und die deutschen Fürsten als militärische Verbündete im 17. und 18. Jahrhundert,
Habilitationsprojekt

Neuere Geschichte - Prof. Dr. Mark Häberlein Universität Bamberg

Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs strebten deutsche Fürsten wie der Landgraf von Hessen-Kassel oder die Herzöge von Braunschweig, Sachsen oder Württemberg danach, auf Augenhöhe mit den europäischen Dynastien zu agieren. Um dieses Ziel zu erreichen, stellten sie Armeen von enormer Größe auf. Stehende Heere wurden aufgebaut, die an die Könige von England, Schweden, Dänemark oder die Republiken der Niederlande und Venedig ausgeliehen bzw. vermietet wurden. Diese Kooperationen erhöhten den Status der deutschen Fürsten, manche wurden nicht zuletzt dadurch selbst zu Königen. 

Die skizzierten zwischenstaatlichen Kooperationen schweißten die entstehende europäische Staatengemeinschaft mit ihren ständig wechselnden Konstellationen seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zusammen, und zwar zeitgleich in politischer, militärischer und ökonomischer Hinsicht. Daraus erwuchs ein komplexes, von fragilen Abhängigkeiten geprägtes und behutsam austariertes Staatengeflecht. Möglicherweise verkörpern Subsidienprojekte unter den internationalen Kommunikations- und Kooperationsformen sogar diejenige, die das europäische Staatensystem, wie wir es heute kennen, besonders entscheidend vorgeprägt hat. Erforscht wurden sie indes bislang kaum.

Dank einer Mischung aus Subsidienprojekten, den oft damit verknüpften Heiratsabreden sowie repräsentativen Herrscherauftritten und Festveranstaltungen wurden aus deutschen Fürsten über kurz oder lang Monarchen von europäischem Rang: Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel regierte von 1720 bis 1751 als schwedischer König, die Herzöge von Hannover herrschten ab 1714 gleichzeitig auch in Großbritannien und Irland.

Ihren Anfang nahmen diese militärischen Kooperationen indes in Venedig. Die Markusrepublik war spätestens seit 1645 darauf angewiesen, dass deutsche Regimenter ihr im Kampf gegen das expandierende Osmanische Reich zur Hilfe eilten. Während vorher bereits kleinere Adlige Truppenverbände zur Verteidigung des venezianischen Terraferma an die Republik vermieteten, waren es nun Fürsten, die ganze Regimenter über die Alpen schickten, um in den Kriegen um Kreta (Candia) und den Peleponnes für Venedig zu kämpfen. Belohnt wurden Sie mit aufwändigen Staatsempfängen und Regatten, Geld, Ruhm und Ehre. Das Forschungsprojekt untersucht die Kooperationen zwischen den einzelnen deutschen Territorien und der Serenissima, deren Anbahnung, Durchführung und Nachbereitung, um herauszuarbeiten, welche Rolle die Projekte sowohl für Venedig als auch für die deutschen Fürsten spielten und inwieweit die Allianzen als Vorbild für die Subsidienprojekte der kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte dienten.

Von April 2019 bis September 2019

Von Mai 2020 bis Juni 2020

Oktober 2020