Andreas Raub
Das Altarbild der Gebrüder Dossi
Postdoc-Forschungsprojekt
Kunstgeschichte
Museen prägt nicht nur eine Geschichte des Sammelns, sondern auch eine Geschichte des Entsammelns. Die Berliner Gemäldegalerie überließ zahlreichen Kirchen, als Leihgabe oder Geschenk, Gemälde, die in einer jüngst erschienenen Publikation, zusammengetragen, und dem kunsthistorischen Diskurs erstmals zugetragen werden konnten (Andreas Raub, Museumsbilder auf Altären, Berlin 2020).
Besonders aufschlussreich ist der Fall des knapp 3 m hohen Altarbildes, das die Berliner Museumsbeamten 1829 für die evang. Pfarrkirche zu Lübbecke (Westfalen) auswählten und die ungewöhnliche Ikonographie einer Taufe Christi mit dem Sieg des Erzengels Michaels kombiniert. Das der Forschung bis dato unbekannte, bei der Abgabe Dosso und Battista Dossi zugeschriebene Altarbild gelangte über den Kunsthändler Edward Solly in den Besitz der preußischen Krone und ist in historischen Beschreibungen der Benediktinerabtei zu Modena fassbar.
Das Studium des reichen Archivmaterials des Archivio di Stato di Modena verspricht die Entstehungsumstände der Tafel, ihren Künstler und Auftraggeber sowie ersten Bestimmungsort zu rekonstruieren. Auf diese Weise soll ein bedeutendes Werk der Schule von Ferrara in seiner Entstehungs- und abenteuerlichen Ausstellungsgeschichte gewürdigt, und das historische Bewusstsein für das vielfältige Erbe von Museumsgeschichte vertieft werden.
Januar 2021