Armin Bergmeier
Narrative, Natural Disasters, and the End of Time: The Rise of Eschatological Imagery in the Middle Ages (c. 800-1300).
Postdoc
Byzantinische Kunstgeschichte (Uni Leipzig)
Das große Interesse der Menschen des hohen und späten Mittelalters an der Endzeit und ihren Visualisierungsformen erscheint rückblickend nur folgerichtig, ja nahezu unumgänglich. Der teleologisch-eschatologische Charakter des Christentums – Christus würde erst am Ende der Tage wiederkehren – scheint die Endzeit als dominanten Fixpunkt zu erfordern. Vergleicht man jedoch die Entwicklungen im mittelalterlichen Westen mit denen im Byzantinischen Reich, so ist auffällig, dass in der byzantinischen Bildsprache die Endzeit eine nur marginale Rolle spielte. Das wohl eindrücklichste Beispiel befindet sich auf der Westwand der Kathedrale von Torcello (Venedig), das eine monumentale byzantinische Weltgerichtsdarstellung zeigt.
Ziel des Projektes ist es, die unterschiedlichen Auffassungen und Visualisierungsformen der Endzeit im mittelalterlichen Westen und in Byzanz zu untersuchen. Diese Auffassungen sollen in gegenseitiger Abhängigkeit mit den eschatologischen Vorstellungen im mittelalterlichen Judentum und in den islamischen Gebieten des Mittelmeerraumes betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Ursachen für den beispiellosen Anstieg eschatologischer Erwartungen um das 12. Jahrhundert in allen Kulturen des Mittelmeerraums und Westeuropas. Der Prozess der Eschatologisierung bestehender Bildmotive und die Orientierung von narrativen Bildprogrammen auf das endzeitlich-apokalyptische Geschehen hin soll untersucht werden.
August 2016
März 2017
August 2017
Von Februar 2018 bis März 2018
Venice, Anatolia, and How to be Roman (ca. 1100-1300)
Habilitationsprojekt
Byzantinische Kunstgeschichte (Uni Leipzig)
Meine Forschung befindet sich an der Schnittstelle von Texten, Bildern und Architektur. Das aktuelle Projekt beschäftigt sich mit dem transkulturellen Austausch von Motiven, Formen und Stilen zwischen Venedig und dem östlichen Mittelmeerraum. In einer gattungsübergreifenden Untersuchung soll der Umgang der Venezianer mit der byzantinischen visuellen Kultur nachgezeichnet werden. Im Vordergrund steht dabei die Analyse der Produktion skulpturaler Werke durch venezianische Handwerker und die Umnutzung von spätantiken Spolien für San Marco und andere Bauten der Stadt. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass es sich bei einer Vielzahl vermeintlich spätantiker Spolienstücke tatsächlich um Produkte des 13. Jahrhunderts handelt, bspw. die Ziboriumssäulen des Hauptaltars, der Morosini-Sarkophag und der Türsturz der Porta di Sant’Alipio.
Die oft lediglich als „veneto-byzantinisch“ angesprochenen Werke sind bislang nur unzureichend untersucht. Daher soll im dem Habilitationsprojekt nach dem genauen Verhältnis zwischen der byzantinischen und venezianischen materiellen Kultur gefragt werden, bei welchen Stücken es sich um Spolien und bei welchen um Neuschöpfungen handelt, welchen Eigenbeitrag die Venezianer leisteten und wie sie die spätantiken und byzantinischen Motive auswählten und variierten. Eine genaue Analyse macht deutlich, dass die Venezianer über eine fast wissenschaftliche Kenntnis der byzantinischen Kunstgeschichte verfügten und nicht nur einzelne Werke und Formen replizierten und transformierten, sondern auch in kreativer Weise und täuschend echt den Korpus der byzantinischen Kunstgeschichte erweiterten. Diese historisch-versierte Arbeitsweise der venezianischen Bilderschöpfer macht es bis heute schwierig zu unterscheiden, ob es sich im Einzelfall um spätantike bzw. byzantinische Werke oder aber um Schöpfungen handelt, die in der Lagunenstadt selbst angefertigt wurden.
Von Oktober 2019 bis März 2020