Barbara Berger
Die Gasbehälter von San Francesco della Vigna im Vergleich mit bedeutenden Gasbehältern des 19. Jahrhunderts in Venetien und den angrenzenden Regionen.
Architektur
Venedig - Castello - San Francesco della Vigna: ein geschichtsträchtiges Gebiet, das seit jeher ein wichtiger Knotenpunkt für Venedig war: sowohl zur Anlieferung und Lagerung von Bauholz, als auch im Industriezeitalter zur Anlieferung von Steinkohle für die Gasproduktion und -versorgung der Stadt. 1841 wurde auf dem Areal die „Officina del Gas“, das erste Gaswerk in Betrieb genommen. Aus Steinkohle wurde durch trockene Destillation Gas gewonnen, das zur öffentlichen Stadtbeleuchtung verwendet wurde. Durch die steigende Nachfrage standen 1893 bereits fünf Gasbehälter auf dem Areal, das so seine maximale Ausdehnung erreicht hatte. Nachdem die Produktion zunächst ausgelagert wurde auf den ehem. Campo di San Marte am westlichen Rand Venedigs, wurde ab 1970 die Steinkohlengasproduktion langsam mit dem Aufkommen des Erdgases eingestellt. Im 19. Jahrhundert standen die Gasbehälter für einen Fortschritt Venedigs, der städtebaulich, infrastrukturell, konstruktiv und soziokulturell von Bedeutung war. Einerseits prägten die aufragenden Konstruktionen das Stadtbild durch eine neue Art von Industriearchitektur, andrerseits verhalfen sie Venedig zu einem hochwertigeren Lebensstandard. Heute sind die Gasbehälter nur noch industrielle Relikte – unzugänglich und dem Verfall preisgegeben.
Die Zielsetzung des Forschungsvorhabens besteht darin, die historischen Gasbehälter zu analysieren, zu vergleichen und zu dokumentieren, um deren einstige Bedeutung, Form und Konstruktion zu bewahren.
Ausgehend von Venedig und weiteren Knotenpunkten Venetiens, sind die angrenzenden Regionen zu versuchen und zu vergleichen: Turin, wo 1837 die „Compagnia d`Illuminazione a Gas per la Città di Torino“ gegründet wurde und die ersten Straßenlaternen Italiens mit Leuchtgas erstrahlten, sowie Mailand, Brescia, Vicenza, Genova, Treviso, Belluno, Trieste und Florenz. Die Untersuchung der Gasbehälter erfolgt anhand von Bestandsaufnahmen wie Archivrecherchen vor Ort. Anhand von Patenten und Ausführungsplänen, einschl. Detailausbildung sind die einzelnen Gasbehälter miteinander in Bezug zu bringen und mögliche Parallelen aufzuweisen, die gegebenenfalls auch in Verbindung mit Deutschland stehen.
Der Bautypus des Gasbehälters selbst ergibt sich aus der Funktion. Zunächst wurden die Gasbehälter als Nassbehältnisse konstruiert, bestehend aus einem Wasserbassin und den sogenannten Glocken. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Trockengasbehälter entwickelt, die über ein größeres Fassungsvermögen verfügen. Diese sind als hoch aufragende Zylinder in der Industrielandschaft zu erkennen.
Die Forschungsarbeit soll dazu dienen durch Analyse und Dokumentation der einzelnen Gasbehälter wieder auf deren Bedeutung, Form und Funktion aufmerksam zu machen.
Von August 2013 bis September 2013
Von November 2013 bis Februar 2014
Dezember 2014