Christina Savino
Zur Überlieferungsgeschichte vom Galens Kommentar zu den hippokratischen Aphorismen: Die Rolle Venedigs in der Rezeption des Textes
Klassische Philologie (Griechisch)
Der Kommentar zu den hippokratischen Aphorismen ist wahrscheinlich der berühmteste Kommentar Galens (129-216 n. Chr.) und stellt ein wichtiges Zeugnis für seine Reflexion über die Lehre des Hippokrates (460–vor 377 v. Chr.) im Bereich sowohl der griechischen Literatur- als auch der Medizingeschichte dar. Trotz seiner Bedeutung existiert nach wie vor keine moderne kritische Edition des griechischen Textes und ein Editionsprojekt wurde erst seit kurzem geplant. Im Rahmen dessen hat sich die handschriftliche Überlieferung als stark kontaminiert herausgestellt. Die Kontamination verhindert grundsätzlich nicht die constitutio textus, doch erschwert sie die Rekonstruktion der Überlieferungsabläufe und markiert somit die Notwendigkeit einer kulturgeschichtlichen Studie zum Stellenwert der einzelnen erhaltenen Handschriften unter paläographischen, kodikologischen und textkritischen Gesichtspunkten. Unsere Überlieferungsabläufe scheinen mit der philologischen Tätigkeit der italienischen Renaissance und insbesondere mit dem Kulturzentrum Venedig eng verbunden zu sein. Von den insgesamt 33 bekannten griechischen Handschriften des Kommentars gelangten nach Venedig sechs Exemplare, die auch heute immer noch in der Biblioteca Nazionale Marciana (BNM) aufbewahrt sind. Deshalb ist die Forschung vor Ort anhand von originalen Forschungsgegenständen für die o.g. kulturgeschichtliche Studie zu Galens Kommentar grundlegend. Des Weiteren wird sie dank der interdisziplinären Ausrichtung eine nützliche Fortsetzung der den medizinischen Handschriften Venedigs gewidmeten Fachstudien bzw. Katalogen darstellen, die nach dem neuesten Wissensstand der klassischen Philologie überprüft und aktualisiert werden können.
Von März 2015 bis Juni 2015
August 2015