Frauke Zabel
Glasperlen, botanische Sammlungen und Gärten
Kunststipendium
Bildende Kunst
Glasperlen dienten europäischen Reisenden und Händler:innen als Tausch- und Zahlungsmittel in kolonialisierten Gebieten. In dieser Bewegung zwischen Globalem Norden und Globalem Süden bewegten sich die Glasperlen auch zwischen unterschiedlichen Wissens- und Wertesystemen, in denen sie als Ware eingesetzt wurden. Während ethnologischen Objekten ein Wert zugestanden wurde, der einen Tausch, Kauf oder Raub nötig machte, um diese in europäische Sammlungen zu bringen, galt die Natur den europäischen Forschungsreisenden als Gemeinschaftseigentum und wurde nach belieben gesammelt und einverleibt.
Frauke Zabel verbringt die Zeit in Venedig mit einer Recherche zu Glasperlen sowie zu botanischen Sammlungen und Gärten. Basierend auf einer handwerklichen Ausbildung zur Gold- und Silberschmiedin – in der Frauke Zabel die Technik des Glasperlenwickelns am böhmischen Lampenfeuer erlernte – betrachtet sie die historische Produktion von Muranoglasperlen als Waren für außereuropäische Zielgruppen. Die Beschäftigung mit dem Botanischen Garten in Padua – der als ältester Botanischen Garten weltweit gilt – schließt an eine Auseinandersetzung mit den heute in Europa sichtbaren Spuren naturwissenschaftlicher Forschungsreisen in kolonialisierte Länder an. Die künstlerisch-forschende sowie praktische Auseinandersetzung mit Glasperlen als Tausch- und Handelsware wird zum Kristallisationspunkt für das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Wert- und Wissenssysteme im Zusammenhang von kolonialen Ausbeutungssystemen, die Fragen von Wert, Wissen und Eigentum auch in Bezug auf die Botanik aufwerfen.
Von Januar 2023 bis März 2023