Deutsches Studienzentrum in Venedig

Isabel Hufschmidt

Isabel Hufschmidt

Provenienz: Migrationen eines Begriffs
Postdoc

Kunstgeschichte

Das Projekt ist eine multiperspektivische Analyse des Begriffs der Provenienz, seiner Entwicklung und Anwendung. Einerseits zeichnet die Analyse die Geschichte, das Verständnis und die Verwendung des Begriffs der Provenienz in verschiedenen Sprachen und Kontexten, Institutionen, in der Öffentlichkeit und in den Medien nach; andererseits findet sie anhand von Fallstudien verschiedener Museen statt, um best practice in den Institutionen kontinuierlich zu verhandeln und transdisziplinäre Wissens- und Praxisräume zu eröffnen.

Im Kontext dieser Verhandlung soll ein Beitrag zur Veränderung der institutionellen und öffentlichen Wahrnehmung von Provenienz geleistet werden. Es handelt sich um eine Untersuchung von Provenienz nicht als eine temporäre Forschungsaufgabe, sondern als dauerhaftes Dispositiv, genauer gesagt als eine Essenz der Museumsarbeit. Die Durchführung der Untersuchung umfasst daher zwei Ansätze: zum einen die Analyse von Formen der Begegnung mit Provenienz in Museen anhand von Fallstudien und zum anderen die Erarbeitung von praktischen Werkzeugen, man könnte sagen, einer Art kuratorischer Toolbox, für Interventionen, Dokumentation, Narration und Repräsentation von Provenienz in den Institutionen.

Im Rahmen des Stipendiums am Deutschen Studienzentrum in Venedig widmet sich das Projekt vertiefend einer Fallstudie zu den armenischen Mechitharistenkongregationen in Venedig und Wien. Die umfangreichen Sammlungen armenischer Kulturgüter des Ordens, darunter Handschriften, Kunstgewerbe, Malerei und Bildhauerei, darüber hinaus archäologische Bestände, sind an den Standorten für die Öffentlichkeit im Zuge ihrer Musealisierung zugänglich. Im Projekt werden sowohl die Geschichte als auch die Strategien dieser Musealisierungsprozesse insbesondere im Zusammenhang mit ihren Zielen zur Rettung des armenischen Kulturerbes untersucht. Vor dem Hintergrund der Ansiedlung des Ordens auf San Lazzaro in Venedig und in Wien werden Migration und Herkunft der armenischen Kultur und Diaspora über die tatsächliche körperliche Migration der Mechitharisten im Raum in Relation zu ihrem wesentlichen Beitrag zu Wissensproduktion und -transfer sowie zur Bewahrung armenischen Kulturerbes betrachtet.

Im größeren Kontext des Projekts wird die Migration der Provenienz als eine epistemologische Dynamik in der Interaktion zwischen Museumsinstitutionen und Gesellschaft veranschaulicht. Hierzu erkunden die verschiedenen Fallstudien im Projekt die Migration der Provenienz in den verschiedenen Kontexten von Sprache, Wissen, Geschichte, Kultur, Politik, Wirtschaft, Individuum und Gesellschaft, Produktion und Transfer innerhalb und außerhalb von Museen.

Die Analyse richtet sich auf Entstehung, Transfer, Präsentation, Dokumentation und Vermittlung von Sammlungen und kulturellem Erbe mit dem Ziel, Wissen über und Bewusstsein für Provenienz in Museen in Bezug auf ihre Ziele und Repräsentationsmethoden zu beschreiben und zu filtern. Daher basiert der Untersuchungsprozess auf einer sorgfältigen Erkundung der An- und Abwesenheit, der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Provenienz.

Von Oktober 2024 bis Januar 2025

Von Februar 2025 bis März 2025