Karina Pawlow
Patente Leute. Glasindustrie in Murano zwischen Tradition und Innovation, fama und Geheimnis
Promotionsprojekt
Kunstgeschichte (Universität zu Köln, PD Dr. Henrike Haug)
Zwischen ca. 1450 und 1800 fand auf dem Sektor der Glasherstellung in Venedig eine Vielzahl von Neuentwicklungen statt, beispielsweise die Perfektionierung von farblosem Glas, dem cristallo. Darauf folgte die Entwicklung weiterer Glasarten wie calcedonio, lattimo und avventurina – Neuerungen, die zu den segreti der Muraneser Glaskunst stilisiert und als solche rechtlich geschützt werden mussten, um Venedigs Monopolstellung in der Fertigung dieses zum Luxusgut aufgestiegenen Materials behaupten zu können. Ziel des Projektes ist es, die den Glaspatenten Venedigs inhärenten Erzählungen erstmals umfassend aus kunstwissenschaftlicher Perspektive zu diskutieren. Gleichberechtigt nimmt das Projekt Werke der Glaskunst in den Blick, die in Form von à la façon de Venise von einem regen Austauschprozess erzählen, den selbst der Erfindungsschutz nicht einzudämmen vermochte. Im Gegenteil: Gerade die Konkurrenz regte Innovationsprozesse an, die nicht immer zu einer finanziellen, dafür aber künstlerisch-technischen Vielfalt in der Muraneser Glasfertigung führten. Motive der Adaptionen, Transformationen und Imitationen rücken deshalb ins Blickfeld der Dissertation, sind sie doch den oben aufgezählten Glasarten immanent. Das Projekt zielt dabei auf eine begriffliche Schärfung der unterschiedlichen Formen der nachahmenden Aneignung – die im Kontext von künstlerischem Vermögen, von Werkstattwissen, von Techniktransfer, aber auch im Umfeld der entstehenden europäischen Märkte und im zunehmenden Austausch von Luxuswaren in Europa der frühen Neuzeit zu verorten sind.
Von April 2022 bis September 2022
August 2025
Von November 2025 bis Dezember 2025