Katharina Hattenbach geb. Offensperger
Autorität und literarische Autorisierung am Beispiel der Autorinnen des Cinquecento
Literaturwissenschaft Romanistik (Universität Konstanz, Prof. Dr. Michael Schwarze)
Wie Erasmus von Rotterdam in seinen Colloquia familiaria im Jahr 1518 bemerkt, finden sich bereits zu Beginn des Cinquecento „in Italia non paucae mulieres adprime nobiles, quae cum quovis viro queant contendere […]“, Frauen folglich, die es in den unterschiedlichsten Bereichen des kulturellen und sozialen Lebens mit ihren männlichen Kollegen aufnehmen können. Dieses Urteil kann sich auf die unterschiedlichsten Bereiche der Kultur erstrecken und auch aus literaturgeschichtlicher Sicht ist es sicherlich treffend, denn im italienischen Cinquecento kam es zu einer wahren Welle an Publikationen aus weiblicher Feder, die bei den Zeitgenossen zum Teil großen Anklang fanden. Dieser signifikante Anstieg der Anzahl schreibender und publizierender Frauen war ein Novum in der europäischen Literaturgeschichte bis zu dieser Zeit.
Vor allem Venedig als kulturelles Zentrum des Cinquecento spielte in diesem Prozess eine wichtige Rolle, da hier zahlreiche Autorinnen lebten, arbeiteten und ihre Texte bei einem der hier angesiedelten Verleger veröffentlichten.
Im Rahmen meiner Arbeit „Autorität und literarische Autorisierung am Beispiel der Autorinnen des Cinquecento“ beschäftige ich mich sowohl mit den Texten der heute noch berühmten Autorinnen, wie Gaspara Stampa oder Veronica Franco, daneben aber auch mit heute weitestgehend in Vergessenheit geratenen Autorinnen und ihren Werken. Hierbei steht die Frage nach der Autorisierung der Texte im Vordergrund, d.h. ich versuche herauszufinden, mit welchen textuellen Strategien die Autorinnen ihr Schreiben begründeten und auf diese Weise ihr Werk legitimierten. Im Gegensatz nämlich zu ihren männlichen Kollegen hatten die Autorinnen des Cinquecento kaum literarische Traditionen, auf die sie zurückgreifen konnten und mussten daher eigene Formen des Schreibens finden. Aufgrund der Neuheit der eigenen Formen waren die Autorinnen auch einer gesteigerten Notwendigkeit der Autorisierung ausgesetzt. Daher sind gerade ihre Werke m.E. sehr geeignet, um die Frage nach der literarischen Autorisierung zu stellen, was sich an den z.T. sehr kreativen textuellen Begründungsfiguren der Autorinnen zeigt.
Oktober 2016
Juli 2017
Von Oktober 2017 bis Dezember 2017