Kay Fingerle
„there is no pleasure in being in Venice“ (John Ruskin um 1849)
"…der wundervollste Ort, an dem ich je gewesen bin…“ (Effie Ruskin zur selben Zeit)
Architektur, Fotografie
Die geläufige Betrachtung Venedigs als Inszenierungsraum und Projektionsfläche findet sich zum Beispiel wieder in Ruskins Betrachtungen der Fassaden der Palazzi insbesondere am Canal Grande und der öffentlichen Plätze, deren Auslegung als theatralische Räume des Auftritts und Abgangs oder öffentliche Wohnzimmer den Blick auf Venedig als Bühne zeigen. Dieser Blick auf Venedig als Kulisse spiegelt und verzerrt sich in Venedig-Themenparks, wie „Venedig in Wien“, in Venice, Los Angeles, oder aktuell im „Venetian“ in Las Vegas und Macao. Wie in einem fotografischen Gegenschuss zu diesem „Front of House“ Venedigs möchte ich meinen Blick auf den Bereich der Stadt richten, der einem „Back of House“ nahe kommt: Nicht nur die in Venedig besondere Infrastruktur der getrennten Wegesysteme, der Trink- und Abwassersysteme; auch die teils verborgenen Aussenräume in den Gebäuden, die nicht nur als
Gärten fungieren; das Fundament der „Stadt unter der Wasseroberfläche“; die in den Aussenraum ausgelagerten Innenraumfunktionen: Was ist ein "Back of House“ in der Stadt ? Die Übernahme der Terminologie des Front of House / Back of House aus dem Theater in den Hotelbau findet seine Entsprechung in der Nutzung der Stadt durch oftmals touristisches Publikum. Das Back of House aber ist der Ort, an dem die Vorstellung vorbereitet wird.
In meiner Arbeit als Architektin fokussiere ich insbesondere auf Stadträume und räumliche Besonderheiten, Qualitäten und Phänomene. In Venedig möchte ich architektonisches Denken mit einem fotografischen Ausdruck verknüpfen. Für die fotografische Darstellung interessiert mich vor allem die Raumbildung: die Artikulation von speziellen und bestimmten Räumen und ihre Schwellenausbildungen.
Von Juli 2017 bis September 2017