Kia Vahland
Künstlerkonkurrenzen in der Renaissance
(Postdoc, monographische Studie)
Kunstgeschichte, Politikwissenschaft
Die Konkurrenz unter Malern ist in der Hochrenaissance ein wichtiger Motor für die Entwicklung neuer Ideen. Durch das Prinzip von imitatio und aemulatio sind die Bezugnahmen auf Werke der Konkurrenten vielseitiger, als eine in regionalen Kategorien denkende Kunstgeschichte vermuten lässt. Insbesondere gilt das für Michelangelo und die Venezianer.
Giorgio Vasari konstruiert ein polares Verhältnis zwischen der colorito-Schule im Norden und disegno-orientierter Kunst in Mittelitalien. Er wirft den Venezianern vor, nicht vorzuzeichnen, sondern impulsiv Farben zu schichten und sich damit zu sehr der Materie und zu wenig einer idea hinzugeben. Da er im aristotelischen Sinn Materie und Farben weiblich konnotiert und disegno und idea männlich, führt dies zu einer Geschlechterzuweisung gegenüber den Malschulen. Michelangelo gilt ihm als der virilste Künstler, als ardito, bravo, ercoleo, risoluto, forte, robusto, während die Venezianer als weibisch charakterisiert werden, weil Öltechnik, so Vasari, die femininen Qualitäten „Fleiß und Liebe“ erfordere.
Doch setzen sich die venezianischen Maler in der Praxis sehr wohl mit auswärtigen Künstlern auseinander. Diese Form des produktiven Konkurrenzverhältnisses soll an Tizian und Sebastiano del Piombo gegenüber Michelangelo konkreter untersucht werden. Wie reagieren die Venezianer auf Michelangelos Inventionen, wie formen sie diese in ihre eigene Bildsprache um? Was unterscheidet die Rivalität Tizians gegenüber Michelangelo von derjenigen Leonardos und Raffaels; welche unterschwelligen Aspekte von Überbietung und Konkurrenz lassen sich in Sebastiano del Piombos Kooperationen mit Michelangelo ausmachen?
Von Januar 2012 bis Februar 2012
Dezember 2014
April 2018