Matthias Bürgel
Die Esposizione del Credo von Domenico Cavalca OP im 15. Jahrhundert: Der (späte) venetische Erfolg eines toskanischen Werkes (Postdoc, monographische Studie)
Romanische Philologie
Die Tradition der Esposizione del Credo, dem letzten der didaktisch-pastoralen Traktate von Domenico Cavalca OP (1280-1341), weist eine sehr spezifische Physionomie auf: In west-toskanischer Varietät im Todesjahr des Autors geschrieben, ist dieses Werk beinahe ausschließlich in Textzeugen norditalienischer, vornehmlich venetischer Herkunft, welche allesamt auf die zweite Hälfte des XV. Jahrhunderts datierbar sind, auf uns gekommen. Die in Vorbereitung befindliche kritische Textausgabe wird somit auf Basis einer im Vergleich zum Original spät und peripher erfolgten Überlieferung basieren.
Das vorliegende Projekt wird die Gründe dieser so stark charakterisierten Texttradition in den Blick nehmen und dabei eine Recherchespur, welche aus einem weiteren signifikanten Faktum hervorgeht, vertiefen: Vier der fünf momentan verfügbaren handschriftlichen Textzeugen sowie der venezianische Wiegedruck aus dem Jahre 1489 sind mit Klöstern der Kongregration von S. Giustina verbunden. Folglich sollen mögliche Austauschwege von volkssprachlichen Kodizes und Texten zwischen der Toskana und dem Veneto untersucht werden, wobei den Kontakten zwischen Dominikanern und Benediktinern im Venedig des 15. Jahrhunderts besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist.
Das Forschungsvorhaben wird sich einerseits venetischen Archivmaterials, das sowohl mit den Abteien der paduaner Kongregation, insbesondere mit S. Giorgio Maggiore, als auch mit dem Dominikanerinnenkonvent vom Corpus Domini in Verbindung steht, bedienen; konnte doch hinsichtlich der letztgenannten Gemeinschaft bereits der ihrerseits auf den Benediktiner Teofilo von Venedig – der sodann einer der engsten Mitarbeiter von Ludovico Barbo, dem Gründer der Kongregation, werden sollte – ausgeübte Einfluss nachgewiesen werden. Andererseits werden, sofern möglich, die Inventare der entsprechenden Bibliotheken sowie einige besonders relevante volkssprachliche Manuskripte, die im Zusammenhang mit dem Predigerorden stehen, untersucht werden. Ziel ist es, auf diese Weise größere Klarheit hinsichtlich der Kontaktpunkte zwischen Dominikanern und reformierten Benediktinern zu erlangen. So wird es hoffentlich nicht nur möglich sein, den Weg, der es Domenico Cavalcas Esposizione erlaubte, in den ‘Kanon’ monastischer Lektüren des 15. Jahrhunderts aufgenommen zu werden, präziser nachzuzeichnen, sondern auch mögliche Gründe für diesen Erfolg ausfindig zu machen.
Von September 2018 bis Februar 2019
Von Mai 2019 bis Oktober 2019