Deutsches Studienzentrum in Venedig

Maximilian Kummer

Maximilian Kummer

Severo da Ravenna und die Kultur der Kleinbronze in Oberitalien
Dissertationsprojekt
(Universität Bonn, Prof. Dr. Georg Satzinger)

Kunstgeschichte - Univ. Bonn, Prof. Dr. Georg Satzinger

Kleinbronzen waren im 15. Jh. noch selten, eher singulär im Oeuvre ihrer Schöpfer und standen zumeist im exklusiven Kontext der Renaissancehöfe (Medici, Gonzaga, Sforza). In der Universitätsstadt Padua lässt sich jedoch um 1500 beobachten, dass das Interesse an dieser Gattung vor allem bei Humanisten und Kaufleuten stieg, wo neben dem gut erforschten Andrea Riccio, Severo Calzetta (gen. da Ravenna) wirkte, der nicht nur einmalig viele (>500) Kleinbronzen schuf, sondern auch für einen „freien“ Markt.

In der Dissertation wird nun die erste historisch-kritische Biografie des Plastikers erarbeitet, wobei vor allem die nur schwach erforschte, zweite Lebenshälfte in Ravenna aufgearbeitet wird, in die Projekte für Julius II. und Isabella d’Este fallen. Ausgehend von dem Werk, das hauptsächlich aus verkleinerten Antikenkopien, figürlichen Tintenfässern, als deren Erfinder der Ravennate gelten darf und frivolen und karikierenden Darstellungen all’antica für den gelehrten Humor besteht, werden verschiedene Aspekte der humanistischen Kultur erörtert. Ein zweiter Fokus liegt auf den technischen und ökonomischen Voraussetzungen Severos, der die massenhafte Produktion von Kleinbronzen durch Vervielfältigung pionierhaft in der Kunstgeschichte organisiert hat und hierzu die Guss- und Montagetechnik seiner Stücke anpasste. Deshalb werden im Rahmen dieses Projekts erstmals in Zusammenarbeit mit den europäischen Museen im großen Stil Varianten und Repliken vermessen, um u.a. den Einsatz von direktem oder indirektem Guss zu klären. Die Bronzen Severo sind dabei im Verhältnis zu anderen Reproduktionsmedien wie dem Kupferstich zu denken.

Von Juni 2022 bis November 2022