Michael Malchereck

Gabriele Mucchi (1899-2002) - Eine transnationale Intellektuellengeschichte zwischen Kommunismus und Kunst (Arbeitstitel)

Geschichtswissenschaft (FSU Jena, Prof. Dr. Thomas Kroll)

Das Dissertationsprojekt greift zentrale Probleme der Intellektuellengeschichte, der Kommunismusforschung sowie der transnationalen Kulturbeziehungen zwischen Italien und Deutschland auf. Was macht Mucchi genau für diese Forschungsfelder zu einer interessanten Figur? Nachdem Mucchi bereits von 1928 bis 1930 in Berlin gelebt hatte, pendelte er seit seinen Gastprofessuren in Berlin (1956-1961) und Greifswald (1960-1962) bis zu seinem Lebensende zwischen Mailand und Berlin. Er spielte in beiden Ländern eine wichtige (kulturpolitische) Rolle, was u.a. seine zahlreichen Korrespondenzen und Kontakte zu italienischen (u.a. Norberto Bobbio, Carlo Levi, Giulio Einaudi, Cesare Zavattini) und deutschen Intellektuellen (u.a. Heiner Müller, Hanns Eisler, Bertolt Brecht, Christa Wolf, Stefan Heym) belegen. Darüber hinaus korrespondierte Mucchi mit zahlreichen (kultur-) politischen Funktionsträgern in beiden Ländern (u.a. mit Kurt Hager, Erich Honecker sowie Mario Alicata und Carlo Salinari), wovon der umfangreiche und vielschichtige Nachlass Zeugnis gibt.
Mucchis zentrale und aufschlussreiche Bedeutung erschließt sich nicht nur als eine Art Transmissions- und Transformationsriemen zwischen deutscher und italienischer Kultur, sondern darüber hinaus gewinnen wir in seinem Schaffen auch eine konzentrierte Perspektive für das Verständnis der Ideenevolution und -zirkulation sowie das Rollen- und Selbstbild kommunistischer Intellektuellenkreise in und zwischen beiden Ländern jenseits totalitarismustheoretischer Verengungen. Mucchi und seine Diskurspartner agierten als Intellektuelle in der höchst polarisierten und politisierten Kultur des Kalten Krieges, wobei in beiden Lagern ein gleichermaßen hoher ideologischer Legitimationsbedarf vorherrschte.
Für eine adäquate Kontextualisierung des Projekts werden im Rahmen des Aufenthaltes in Venedig Recherchen in diversen Archiv- und Bibliotheksbeständen, wie beispielsweise bei der Intellektuellen-Vereinigung Société Européenne de Culture (Società Europea di Cultura), der Biennale sowie in den Nachlässen weiterer in und zwischen Italien und der DDR agierenden kommunistischen Intellektuellen (Luigi Nono) durchgeführt.

Von Februar 2016 bis Juli 2016

Von Januar 2018 bis März 2018