Nicolò Villanti
Das Meer der Neuchristen: Mobilität und Ambiguität konvertierter Juden und ihrer Nachkommen im Adriaraum des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit
Postdoc-Forschungsprojekt
Geschichte
Ziel der Forschung ist es, die Präsenz und die Aktivitäten der apulischen Neophyten (cristiani novelli, neofiti) in Venedig und Ragusa zwischen dem 15. und 16 zu verfolgen. Diese waren Nachkommen der getauften Juden am Ende des 13. Jahrhunderts im Rahmen einer Massenkonversion nach der Eroberung des Königreichs Sizilien durch die angiovinische Dynastie. Die Konvertiten waren Eingeborene (also nicht iberisch/sephardischer Herkunft), deren "ambige" religiöse Identität der damaligen Gesellschaft, zumindest bis ins 17. Jahrhundert, bewusst war. Nachdem sie etwa ein Jahrhundert lang nicht wahrgenommen wurden, tauchten einige dieser Familien ab Anfang des 15. Jahrhunderts an den Universitates von Trani und Manfredonia auf. Das Projekt zielt darauf ab, eine prosopographische Datenbank der in Venedig und Ragusa dokumentierten neuen Christen zu erstellen, um eine quantitative Analyse des Präsenzumfangs zu erhalten und festzustellen, ob sie während des betrachteten Zeitraums kontinuierlich war. Es wird außerdem analysiert, wie (und ob) ihre zweideutige religiöse Identität in diesen adriatischen Städten wahrgenommen wurde und wie sie ihre Akzeptanz durch Behörden und andere gesellschaftliche Gruppen beeinflusst hat. Schließlich wird ihrer Rolle als auf den Getreideexport aus Apulien spezialisierte Händler besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aus den bisher durchgeführten Voruntersuchungen geht hervor, dass einige Familiengruppen von der hohen Nachfrage profitieren konnten und eine teilmonopolistische Position des Lebensmittelangebots der verschiedenen adriatischen Zentren erreicht haben.
Von Dezember 2020 bis Januar 2021
Von Oktober 2021 bis Januar 2022