Richard Erkens
Multimediale Lichtdramaturgien im vormodernen Musiktheater. Spurensuche zu Antonio Codognato im Venedig der 1750er bis 1780er Jahre
Post-doc/Fritz Thyssen Stiftung
Musikwissenschaft
Das musiktheaterwissenschaftliche Forschungsvorhaben zum Thema »Musik und Visualität« fragt nach dem ästhetischen Zusammenspiel von Musik und inszenatorisch eingesetztem Licht bei einer Opernaufführung. Methodisches Grundprinzip ist die Kombination von Partitur- und Librettoanalyse mit quellenkritischen Befunden aus Dokumenten aller Art, die Aussagekraft über die spezifischen Produktionsbedingungen sowie den historischen Aufführungskontext besitzen. Multimediale Lichtdramaturgien sind dynamische ›Bausteine‹ einer Oper bzw. ihrer szenischen Realisierung, die durch unterschiedliche Wirkmittel (Musik, Text, Versatzstücke des Bühnenbildes, Beleuchtung) erzeugt werden. Sie sind als Attribute von Bühnenfiguren oder Funktionsträger der Spielhandlung ›werkhafte‹ Elemente, die im Gegensatz zur atmosphärischen Beleuchtung auch aktiv in die Handlung eingreifen können oder symbolische Funktion besitzen.
Für das venezianische Segment dieser Perspektive auf das Musiktheater stellt der bislang übergangene Initiator von Raum- und Lichtkunst, Antonio Codognato, einen vielversprechenden Untersuchungsgegenstand dar. Als »specchiaro« aus dem Glasmacherhandwerk kommend, wirkte er zudem städteübergreifend als Impresario, Szenograph gebauter Bühnenbilder und Verantwortlicher für neukonzipierte Zuschauerräume. Codognato machte – so eine Hypothese – das Illusionsspiel aus Bühnenbild und Beleuchtung zu einem konzeptionell gleichberechtigten ästhetischen Ausdrucksträger neben Musik, Gesang, Schauspiel und Tanz. Es deutet sich damit auch an, dass die Konsolidierung der Opera buffa im Venedig der frühen 1750er Jahre einherging mit szenographischen Experimenten, die dezidiert auf visuelle Effekte setzten und dem inszenatorisch eingesetzten Licht als eigenständigen dramaturgischen ›Baustein‹ einer Aufführung ein ganz neues Gewicht verliehen.
Von April 2022 bis Oktober 2022
Alberto Franchetti - Studien zum Opernschaffen
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