Roberta Colbertaldo
Alimentäre Metaphern, Überfluss und Hungersnot in Venedig im 16. Jahrhundert.
Postdoc-Forschungsprojekt
Romanistik
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts widmet sich die venezianische Druckkunst einer immer vielfältigeren Produktion, bietet Übersetzungen und Umschreibungen der Klassiker und der Humanisten an und etabliert sich auf dem internationalen Markt. Die Besonderheit der Werke von Intellektuellen wie Anton Francesco Doni und Ortensio Lando ist das kontinuierliche Zitieren aus unterschiedlichen Quellen, wobei die Universalität des enzyklopädischen Wissens aufgehoben und parodiert wird. Gleichzeitig ahmen die dramaturgischen Werke und Episteln von Andrea Calmo die Unterschicht mittels der systematischen Anwendung des venezianischen Dialekts nach.
Das Forschungsprojekt analysiert die in Venedig veröffentlichten Werke dieser Autoren mit Fokus auf die Passagen, in denen Nahrung und Lebensmittel, im eigenen und metaphorischen Sinne, eine zentrale Rolle spielen. Sie stellen eine fruchtbare Beziehung zwischen der Darstellung des materiellen Kontexts des Alltags, idealen Gesellschaften und kollektiven Wünschen her. Insbesondere werden die Motive des Überflusses – wie bei opulenten Gastmählern, geselligem Beieinandersein oder Gefräßigkeit – und der Hungersnot, des Fastens und des Maßhaltens, sowohl in ihren moralischen als auch in ihren spielerischen und satirischen Funktionen in Betracht gezogen.
Von November 2019 bis April 2020