Deutsches Studienzentrum in Venedig

Yang Song

Yang Song

Künstlerische Erforschung innovativer Praktiken im transkulturellen Feld
Kunststipendium

Musik/Komposition

Als Komponistin und Musikwissenschaftlerin befasse ich mich zurzeit vor allem mit zwei Themen: Zum einen interessiere ich mich dafür, wie man Musik in einem transkulturellen Kontext schaffen kann, also wie verschiedene Kulturen in der Komposition zusammenwirken, und wie sich das in einer postkolonialen Welt reflektiert. Zum anderen erkunde ich, wie digitale Technologien das Komponieren verändern können. Hier experimentiere ich unter anderem mit Computern, die den Kompositionsprozess unterstützen, mit Ambisonic-Systemen für räumlichen Klang, mit Bewegungssensoren und multimedialen Performance-Installationen. In meinen bisherigen Werken – für Ensemble, Orchester und Musiktheater – habe ich versucht, diese beiden Bereiche zu vereinen.

In meinem ersten Studium an der Universität der Inneren Mongolei habe ich mich intensiv mit der Musikethnologie befasst. Besonders fasziniert hat mich seitdem vor allem das Feld des transkulturellen Komponierens. In meinen eigenen Werken versuche ich daher immer die ästhetischen Ansätze verschiedener Musikkulturen zu verbinden und dadurch zu meiner eigenen Ausdrucksweise zu gelangen. Die Strukturierung von Parametern wie Melodie, Rhythmus oder Harmonie ist dabei nicht mein primäres Interesse. Stattdessen suche ich stets nach neuen Potentialen. 2020 studierte ich ein Jahr lang elektronische Musik am IRCAM in Frankreich, ich lernte dort verschiedene Software für die Komposition von Computermusik kennen. Diese Technologie half mir, Musiksamples zu analysieren und inspirierte mich zu einem neuen Ansatz der transkulturellen Konzeption.

Project: Les Djinns -- a musical journey on the poem by Victor Hugo (2024) _for 3 Percussionists, Video and Electronics

"Les Djinns" ist ein 50-minütiges Theaterstück, das Perkussionsperformance, elektronische Musik und Video-Multimedia miteinander verbindet. Das Projekt ist inspiriert von den Dschinns aus *Les Orientales* des französischen Dichters Victor Hugo und der Verschmelzung östlicher und westlicher Musiksprachen im Kontext der Seidenstraße. Durch die physische Instrumentierung der drei Perkussionisten kombiniert das Werk komplexe Rhythmen und unterschiedliche Klangfarben, um den Austausch und das Aufeinandertreffen asiatischer, afrikanischer und europäischer Volksmusikelemente aufzuzeigen.

Gleichzeitig gewinnt die Aufführung durch den Einsatz der Motion-Capture-Technologie in Kombination mit elektronischer Musik einen dynamischen und interaktiven Charakter. Die Bewegungen der Darsteller werden von Sensoren erfasst und in elektronische Musikeffekte umgewandelt. In Kombination mit vorproduzierter Audio- und Videokunst schaffen diese Bühnenelemente ein vielschichtiges und mehrdimensionales Kunsterlebnis.

Das Ziel der Arbeit ist es, die Resonanz und künstlerische Innovation zwischen östlichen und westlichen Kulturen zu erforschen und zu präsentieren. Es ist nicht nur eine musikalische Aufführung, sondern auch eine Reise der Entdeckung. Durch die Kombination verschiedener Kunstformen kann das Publikum den einzigartigen Charme und den innovativen Geist der interkulturellen Kunst erleben.

Von Oktober 2024 bis Dezember 2024